Minutes from Now

Videoinstallation von Nikolaus Gansterer und Simona Koch
Sound/Kompostition: Martin Siewert und Martin Brandlmayr

 

Minutes from Now, Filmstills
Minutes from Now, Filmstills

 

Ausgangspunkt des Kunstprojektes von Nikolaus Gansterer und Simona Koch war eine mehrmonatige Reise per Zug, Bus, Auto-Stopp und Schiff von Wien nach Tokyo – über Osteuropa, Russland, Zentralasien und China – mit dem Ziel während der Fahrt Filmaufnahmen zu sammeln und so ein „lebendiges Drehbuch des Moments“ zu entwickeln. Bei anschließenden Reisen durch Kuba, Indien, Island und Ägypten – ist weiteres essentielles Filmmaterial hinzugekommen.

Auf diesen intensiven Reisen – mit Fahrten durch Megastädte, durch die dazwischen liegenden ländlichen Gegenden, den unterschiedlichsten Zonen des Wachstums und des Niedergangs, sowie durch Wüsten und Un-Orte – war der Prozess des permanenten Wandels und der fortschreitenden Globalisierung allgegenwärtig. Im Speziellen prägend aber war die Wahrnehmung vom Phänomen der Zeitlichkeit und wurde somit zur zentralen Inspirationsquelle für die Video-Installation „Minutes from Now“.
Individuelle Lebensrealitäten und die damit verbundenen Erfahrungen von Zeit gestalten sich höchst unterschiedlich, je nachdem, an welchem Ort man sich aufhält und je nach der persönlichen, politischen und kulturellen Prägung. So erzeugt die Stadt – seit jeher Ballungsraum von Ereignissen und Entwicklungsort von Innovationen – andere Geschwindigkeiten und Zeithorizonte, als ein Dorf. Die Erfahrung von permanent wechselnden Zeit-Zonen der Beschleunigung und Entschleunigung ist zur Grundkonstanten und Leitdifferenz des 21.Jahrhunderts geworden.

Minutes from Now, Trailer

 

INSTALLATION
In der Installation des Filmmaterials werden komplexe Phänomene der Zeitlichkeit wie folgt übersetzt: Auf drei sternförmig zueinander positionierten Projektionsleinwänden werden immer zwei Filme nebeneinander liegend gezeigt. Verlässt der Betrachter eine Video-Koje, um in die nächste zu gehen, so geht das Geschehen klarerweise in der eben verlassenen Koje weiter, ohne, dass der Betrachter selbst noch Teil davon ist. Durch die sternförmige Anordnung ist einer der beiden Filme immer spiegelverkehrt und das Bildmaterial tritt somit mit dem benachbarten Film in eine neue Bezüglichkeit. Die Betrachter sind eingeladen sich von Koje zu Koje zu bewegen. Alle drei projizierten Filme können von beiden Seiten der Projektionsleinwand gesehen werden. Auch in der „sogenannten Realität“ verhält es sich so, dass eine Situation anders erscheint, wenn man als Betrachter eine andere Position einnimmt – beziehungsweise eine beobachtete Situation entwickelt sich weiter – auch wenn man selbst weitergeht.

MINUTES FROM NOW
Die Videoinstallation „Minutes from Now“ von Nikolaus Gansterer und Simona Koch ist inspiriert durch einen fiktiv-ethnographischen Ansatz (Henri Michaux) und rückt Raum-Zeit-Phänome (Heisenbergsche Unschärferelation) in den Blick. Footage von verschiedensten Orten der Welt wird miteinander verschnitten und zu einem eigenen Zeit-Raum verdichtet.
Der Titel „Minutes from Now“ verweist einerseits auf die scheinbare Messbarkeit der Zeit, anderseits auf die fragmentarischen Notizen und protokollartig eingefangene Momente, die in der Installation minutiös zueinander komponiert werden.

Intensive Klangtexturen, irritierende Gesprächsfragmente und eindrückliche Bildsequenzen lösen bewusst gewohnte Zeitkonstruktionen auf und eröffnen Einblicke in die pluralen Zeit-Welten des Anthropozäns – oder sogar des Anthropochronos, das von ständiger Erneuerung, von Auf-und Abbau, von Hypermobilität, Beschleunigung und rasendem Stillstand und deren immanenten Reibungsfelder geprägt ist.

 

Minutes from Now, Filmstills
Minutes from Now, Filmstills

 

Title: "Minutes from Now"

Künstler: Nikolaus Gansterer und Simona Koch

Jahr: 2016

Medium: 3-Channel HD-Videoinstallation

Dauer: 3 Filme, je 17 Minuten

Dimensionen: ca. 8 x 8 x 2 Meter
Sound/Komposition: Martin Siewert und Martin Brandlmayr.

Stimmen: Nikolaus Gansterer, Anat Stainberg, Hui Ye, Walid.

 

Mit freundlicher Unterstützung des Bundeskanzleramt, Österreich und durch Residencies des Goethe Institut.